Termine 2025: Schopenhauer über Krieg und Frieden

    Schopenhauer stellte bereits 1817 den „Weltüberwinder” dem „Welteroberer” gegenüber. In der Nach-Revolutionszeit und als Zeitgenosse der napoleonischen Kriege erfuhr er, was Krieg für die Menschen bedeutet und wie wichtig der Frieden ist. Zwar geht sein Entwurf einer Ethik von der "Immoralität des Menschengeschlechts” und der "Realität des Bösen” aus. Beides lasse sich aber - wenn überhaupt - nur durch Rekurs auf das „Fundament der Moral“, das Mitgefühl, in den Griff bekommen, nicht durch Vernunft allein.

    Im Jour Fixe des Jahres 2025 geht es um ein philosophisches Verständnis von Krieg auf den Ebenen der Erkenntnis, der Metaphysik, der Kunst und der Ethik sowie um den systematischen Zusammenhang von Krieg und Frieden.

    Literatur: Arthur Schopenhauer, Preisschrift über die Grundlage der Moral. Hamburg, Felix Meiner Verlag, 1979

    Q1 - Schopenhauer wurde durch die indische Weisheit früh auf den entscheidenden Gegensatz von „Weltüberwinder” und „Welteroberer“ aufmerksam gemacht. In der Philosophie spielte der Krieg seit Heraklit immer wieder eine wichtige Rolle, besonders in der frühen Neuzeit. Von Jacob Böhme stammt der Satz: „Ein Christ krieget nicht.“ Erst Kant versuchte in weltbürgerlicher Absicht, auf die Vernunftnotwendigkeit des Friedens aufmerksam zu machen.

    Q2 - Der Staat stellt für Schopenhauer die Summe der Einzelegoismen dar, die sich in gewalttätiger Weise potenzieren lassen. Die Brutalität des unreflektierten, rohen Willens stand für ihn fest. Grausamkeit und Bosheit gehören zur menschlichen Natur, die im Zaum gehalten werden muss. Doch auch in der Politik könnten Vernunft und Erkenntnis eine bedeutsame Rolle spielen, wenn sie Gehör fänden.

    Q3 - Schopenhauers Kritik an Kants Ethik fußt auf der Einsicht in die Macht des realer Bösen und die Chance, dieses durch das Mitgefühl zu überwinden, dessen kognitive und soziale Relevanz bislang gern unterschätzt wurde. Auch die „gegenseitige Hilfe“ gibt es sowohl in der Tier- wie in der Menschenwelt. Das Ende des Hauptwerks deutet einen vollständigen Wechsel der Sicht auf die tendenziell „kriegerische“ Welt der Vorstellung an. 

    1808 bis zur Zerschlagung der Grande Armee 1813 und den Folgen der konservativen Restauration. Tolstoj, ein großer  Bewunderer des Philosophen, stellt in Krieg und Frieden diesen Krieg in epischer Breite dar, durchsetzt mit philosophischen Reflexionen. Ob es Gegenmittel oder Strategien philosophischer Art gegen egoistische oder nationalistische Kriegstreiberei geben kann, wäre mit Hilfe von Tolstojs Gedanken und der Schopenhauerschen Ethik zu prüfen, die uns als eine Art Reflexionsmedium dienen soll

    Wie üblich stehen zunächst Sätze, Texte und für Schopenhauer bedeutsame Autoren im Vordergrund, die durch Rekurs auf größere Zusammenhänge erläutert werden, wobei genügend Zeit bleiben sollte, aktuelle Themen zu behandeln.

    Termine und Themen

    • Donnerstag, 30.01.2025 Krieg als „Vater aller Dinge“ (Heraklit)
    • Donnerstag, 27.02.2025 Macchiavelli und Hobbes über den Krieg
    • Donnerstag, 27.03.2025 Kants Schrift über den „ewigen Frieden”
    • Donnerstag, 24.04.2025 Brutalität des Willens
    • Donnerstag, 22.05.2025 Distanzierungsversuche durch die Kunst
    • Donnerstag, 26.06.2025 Schlachtenlärm und „Meeresstille des Gemüts”
    • Donnerstag, 31.07.2025 Skeptische Ansichten von der menschlichen Natur
    • Donnerstag, 28.08.2025 Bosheit als Triebfeder der Moral
    • Donnerstag, 25.09.2025 Welche Chancen bieten Erkenntnis und Vernunft?
    • Donnerstag, 30.10.2025 Schopenhauer und die Napoleonischen Kriege
    • Donnerstag, 27.11.2025 Tolstoj und Schopenhauer
    • Donnerstag, 18.12.2025 Gegenmittel und Strategien

    Der Jour-Fixe ist eine Veranstaltung der Ortsvereinigung Frankfurt a.M. der Schopenhauer-Gesellschaft e.V. Er findet in der Regel am letzten Donnerstag im Monat von 18.00–19.30 Uhr im 1. Stock des Iimori-Hauses, Braubachstraße 24 (Nähe Römer), statt. Es handelt sich um einen offenen Kreis. Interessierte sind herzlich willkommen! Die Veranstaltung ist zugleich über das Internet zugänglich. 

    Zoom Einwahldaten

    https://zoom.us/j/93333616255?pwd=T1VnQUQ0QmlQYXBWY3M2TTRtSzZaUT09

    Meeting-ID: 933 3361 6255
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    Informationen

    Information bei Dr. Thomas Regehly, Bischofsheimer Weg 26 A, 63075 Offenbach (Tel. 069 861590 bzw. 0151 19035 180 bzw. per Mail: thomas.regehly@t-online.de)