Termine 2008: Das Rätsel der Sphinx – Philosophie der Lebensalter

    Schopenhauer nennt „das Daseyn selbst“ eine „große Sphinx“, vor der Poeten und Philosophen „verwundert stehn bleiben“. Bekanntlich gab dieses auf einem Felsen vor Theben hausende Ungeheuer den Wanderern ein Rätsel auf, das keiner von ihnen lösen konnte. Sie fragte: „Was ist das für ein Tier, das des Morgens auf vier, des Mittags auf zwei, des Abends auf drei Beinen geht?“ Erst Ödipus fand die Antwort: „Es ist der Mensch! Als Kind kriecht er auf allen Vieren, erwachsen geht er fest und aufrecht auf zwei Beinen und als Greis holt er sich den Stock als ein „drittes Bein“ zu Hilfe.“ – Eine Sphinx zierte den Sockel des Schopenhauer-Denkmals im Frankfurter Rechneigraben, das Bronzebasrelief darüber zeigte »zwei unter mütterlicher Bewachung auf der Erde spielende Kinder, daneben Mann und Frau in der Blüte des Lebens, endlich den vom vergeblichen Haschen nach Glück ermüdeten Greis, der tief gebeugt in Charons Nachen steigt.« (A. Horne)

    Der Jour-Fixe des Jahres 2008 ist der „Philosophie der Lebensalter“ gewidmet: Kindheit, Jugend, Reife und Alter. Grundlage ist Schopenhauers Text „Vom Unterschiede der Lebensalter“, der den angemessenen Abschluß seiner eudämonologischen (d.h. dem richtigen Leben gewidmeten) Betrachtungen bildet (Parerga und Paralipomena, Bd. I, Kap. 6). Der Frankfurter Denker entwirft darin eine in sich stimmige, auf seinem Hauptwerk (Bd. II, Kap. 31) beruhende Theorie, wie das jeweilige Alter die Weltansicht bestimmt: Während das Kind am Sehen (sc. Erkennen) sein Genügen findet, fordert die Jugend ihren Anteil am Sein, die „Zeit der Reife“ führt oft zur völligen Verstrickung in das Sein (sc. Wollen), aus dem erst das glückliche Alter herausführen kann, dem das Nicht-Sein als Ziel vorschwebt. Neben Kap. 6 werden exemplarische Texte über die verschiedenen Lebensalter gelesen, immer vor dem Hintergrund des Schopenhauerschen Lebens und Werks.

    Termine und Themen

    1. Donnerstag, 31. Januar 2008: Schopenhauer über die Kindheit
    2. Donnerstag, 28. Februar 2008: K. Ph. Moritz, Anton Reiser
    3. Donnerstag, 27. März 2008: Kindheit in Danzig
    4. Donnerstag, 24. April 2008: Schopenhauer über den Eros der Jugend
    5. Donnerstag, 29. Mai 2008: Von Platons Lysis zur Jugendbewegung
    6. Donnerstag, 19. Juni 2008: Jugend in Hamburg und Weimar
    7. Sommerpause
    8. Donnerstag, 28. August 2008: Schopenhauer über die „Zeit der Reife“
    9. Donnerstag, 25. September 2008: J. Joyce, Ulysses (Bloom als reifer Mann)
    10. Donnerstag, 30. Oktober 2008: Schopenhauer über das Alter
    11. Donnerstag, 27. November 2008: Chateaubriand: Das Leben des Abbé Rancé
    12. Donnerstag, 18. Dezember 2008: Alter mit „Schöner Aussicht“ in Frankfurt