Termine 2017: Schopenhauer und Italien

    Italien war und ist das Sehnsuchtsland der Deutschen. Goethe floh 1786 vor den Dienstpflichten in Weimar in das „Land, wo die Zitronen blühen“, und kam geschlagene zwei Jahre später wie neugeboren zurück. Schopenhauer kannte Europa bereits recht gut, da er mit seinen Eltern 1803/04 anderthalb Jahre lang durch England, Frankreich, Österreich und andere Ländern gereist war, aber Italien fehlte ihm noch. Nach Abschluß des Hauptwerks und Durchsicht der Druckfahnen machte er sich deshalb umgehend auf den Weg. Was suchte er in Italien? Und was fand er dort?

    Das 1. Quartal ist den Materialien – alten und neuen – gewidmet. Seine Reisenotizen trug er in das „Reisebuch“ ein. Es beginnt mit einer kleinen und interessanten „Philosophie des Reisens“. Ansonsten gibt es wenig Zeugnisse, aber Angaben in seinem „Lebenslauf“ von 1819 und Briefe der Schwester geben Aufschluß über Einzelheiten. Das Itinerar – Übersicht über die Reiseorte – dient dabei als ein erster Leitfaden. Im nicht vollständig edierten handschriftlichen Nachlass finden sich weitere Spuren.

    Im 2. Quartal geht es um bestimmte Orte. Hier ist besonders Venedig zu nennen, wo Schopenhauer glückliche Tage mit seiner Geliebten Teresa Fuga verlebte (vgl. http://poschenrieder.de/die-welt-ist-im-kopf/). Den Aufenthalt in Florenz können wir uns durch einen jüngst publizierten Reiseführer der ebenfalls reiselustigen Schwester verdeutlichen. In Rom verkehrte er im Cafè Greco und fing, seines Nachruhms sicher, wieder zu dichten an. In Paestum endlich berührte er den „heiligen Boden“, den schon Platon betreten hatte.

    Nach dem Mißerfolg als Dozent an der Berliner Universität machte er sich 1822 zum zweiten Mal auf den Weg in den Süden. Im 3. Quartal wollen wir einen Blick auf die Ergebnisse beider Reisen werfen. Welche – besonders ästhetischen – Erfahrungen hat Schopenhauer in sein Werk aufgenommen, wovon wurde er inspiriert? Zum Werk gehören selbstverständlich auch die Vorlesungen, die in den Editionen von Franz Mockrauer und Volker Spierling vorliegen, sowie die unlängst von Ernst Ziegler erstmals vollständig edierten Gedankenbücher (Cogitata, Pandectae, Spicilegia, 2 Senilia; das Cholerabuch ist in Arbeit). Hier geht es um ganz verschiedene Künste, wie Architektur, Malerei und Skulptur, immer aber um einen genauen Blick auf seine „Metaphysik des Schönen“ – mit Bildern, um der Anschauung zu ihrem Recht zu verhelfen.

    Das 4. Quartal ist der italienischen Ernte gewidmet, in allgemeinerer Hinsicht. Die großen italienischen Namen, die für Schopenhauer Zeit seines Lebens bedeutsam blieben, sind Giacomo Leopardi, Giordano Bruno und Gioachino Rossini, dem er persönlich im Frankfurter „Englischen Hof“ hätte begegnen können – wieder steht die romantische Kunst der Musik in der Fluchtlinie. Zurück in Weimar besuchte er umgehend den anderen, in mancher Hinsicht für ihn vorbildlichen Italien-Pilger, den von ihm außerordentlich geschätzten „Dichter der Deutschen“, in dessen Haus am Frauenplan.

    • 26.01.2017: Schopenhauers Aufbruch aus Weimar
    • 23.02.2017: Eine kleine Philosophie des Reisens
    • 29.03.2017: Das Itinerar Schopenhauer – Versuch einer Rekonstruktion der ersten Italienischen Reise
    • 27.04.2017: Glückliche Tage in Venedig
    • 16.05.2017: Mit Engländern und Dominikanern in Florenz unterwegs
    • 29.06.2017: Römische Elegien und Bauten
    • 27.07.2017: Ästhetische Erfahrungen im Zitronenland
    • 28.09.2017: Bilderspuren, in Nachlasstexten vergraben
    • 26.10.2017: Giacomo Leopardi, ein Geistesverwandter
    • 30.11.2017: Giordano Brunos Weg von Frankfurt nach Rom
    • 14.12.2017: Der „dicke Franzose“ und die Kraft der Musik