Termine 2006: Schopenhauer und Siddharta

    Arthur Schopenhauer war der erste westliche Denker, der sich als „Buddhaist“ bezeichnet hat. Er ging davon aus, daß seine Lehre mit den wesentlichen Gedanken des „Buddhaismus“ übereinstimmt. Sein Verhältnis zum Buddhismus ist in letzter Zeit zum Gegenstand quellenkritischer Untersuchungen geworden, die sich im Kontext der „interkulturellen Philosophie“ bewegen. Wenn es von Schopenhauer heißt, er habe das „Tor zum Osten“ aufgestoßen, kommt in der Literatur Hermann Hesses „Siddharta“ (1922 erschienen) eine vergleichbare Rolle zu. Von dieser „indischen Dichtung“ ging eine gewaltige Wirkung – besonders auf die nach verbindlichen Lebensformen suchende Jugend – aus. Es ist „ein Buch des Aufbruchs, ein Buch der Rebellion, ein Buch, das Religion revolutioniert, ein Buch des Protestes gegen Lehre und Dogma“ (Siegfried Unseld), ein „weises Buch“, das immer wieder neu entdeckt werden kann und muß.

    Im Jour-Fixe des Jahres 2006 soll Schopenhauers Verständnis von indischer Weisheit mit den Erfahrungen Siddhartas konfrontiert werden, den Volker Michels, der Herausgeber der neuen Gesamtausgabe von Hesses Schriften, eine „moderne, von abendländischen Erfahrungen gespeiste Inkarnation des Buddha“ genannt hat. Hesse selbst wies bereits in diese Richtung, als er 1925 schrieb, „Siddharta“ sei „ein sehr europäisches Buch“.

    Wie „europäisch“ dieses Buch wirklich ist, und wie „indisch“ Schopenhauer denken konnte, welche Verschränkung von Indien und Europa bei Schopenhauer und bei Hesse begegnet, soll anhand von kurzen Texten gemeinsam besprochen werden. Schopenhauers Werke werden in der Edition von Ludger Lütkehaus gelesen, zu Hesse besonders empfohlen sei der Band „Hermann Hesse, Blick nach dem Fernen Osten. Erzählungen, Legenden, Gedichte und Betrachtungen“, herausgegeben von Volker Michels, Frankfurt a.M. 2002, der nicht nur „Siddharta“ enthält, sondern auch eine Fülle von anderen, Indien und China betreffenden Texten.

    Themen des „Jour Fixe“

    1. Donnerstag, 26.1.2006: Der „Buddha von Frankfurt“ und die Lehre des Erhabenen  (Einführung)
    2. Donnerstag, 23.2.2006: Die „Ausfahrt des Buddha“ oder: Warum Siddharta unzufrieden war
    3. Donnerstag, 30.3.2006: Vom Jammer des Lebens
    4. Donnerstag, 27.4.2006: Das „Tat twam asi“ als „Inbegriff aller Lebenskunst“ (Hesse)
    5. Donnerstag, 18.5.2006: Ein „indischer Lebenslauf“ im „Glasperlenspiel“
    6. Donnerstag, 29.6.2006: Siddharta und Buddha
    7. Donnerstag, 27.7.2006: Hermann Hesse und Arthur Schopenhauer – Brüder im Geiste?
    8. Sommerpause
    9. Donnerstag, 28.9.2006: „Sehnsucht nach Indien“
    10. Donnerstag, 26.10.2006: Vom Mysterium des Wollens
    11. Donnerstag, 30.11.2006: Meditation und Mystik
    12. Donnerstag, 14.12.2006: Die „Heimkehr des Buddha“